Ein weiteres Jahr ist um, wo es gelungen ist, Kindern in benachteiligten Lebenssituationen und ihren Familien zu helfen. Dank der Unterstützung der Fam. Posielek Stiftung und der Sternsinger der Gemeinde Menschwerdung Christi aus Nürnberg und dem Einsatz der Mitarbeiter, Freiwilligen und Ehrenamtlichen der Change Foundation konnte dem Leben vieler Kinder eine positive Richtung gegeben werden, ansonsten wären viele von ihnen von Schulbesuch und Ausbildung und damit von einem selbstbestimmten Leben abgeschnitten gewesen.
Nagaraj Pere
Auf dem Nachhauseweg nach einem langen Tag unterwegs auf Besuch in verschiedenen Dörfern im Krishna-Distrikt in der Umgebung von Vijayawada fragte uns einer der Dorfältesten nach der Möglichkeit der Förderung für einen Jungen seines Dorfes.
Wir besuchten diese Familie: der Junge Nagaraj Pere saß mit Mutter und kleineren Bruder und Schwester vor einer verfallenen, abbruchreifen Einraumhütte, ziemlich hoffnungslos sah er in die Welt. Es blieben nur noch 2 Tage, um sich für das College anzumelden. Pere hatte gerade mit sehr gutem Ergebnis die 10. Klasse beendet, er hatte die volle Punktzahl in Mathe und Naturwissenschaften, und das an einer staatlichen Schule in einem staatlichen Internat.
Das Problem der Familie war der Vater, ein Alkoholiker, der im Rausch seine Familie oft grün und blau schlug. Außerdem gehört Pere’s Familie einer höheren Kaste an (auch wenn es offiziell kein Kastenwesen mehr gibt, spielt es im sozialen Leben der Indien immer noch eine große Rolle), so dass Pere nicht berechtigt ist, eine Sondergenehmigung fürs College zu erhalten. In der Nähe des Dorfes gibt es kein gutes staatliches College, das Pere kostenlos besuchen könnte.
In den nächsten Tagen wurde Pere zum Child Welfare Committee (ein Kinderhilfswerk) geschickt. Dort traf er glücklicherweise Father Koshy, Vorsitzender dieses Hilfswerks und erfahrener Kämpfer für Kinderrechte und auch Mitglied von Change. Father Koshy vermittelte Pere an das Navajeevan Internat in Vijaywada, wo er umsonst verpflegt wird und wohnen kann. Mit Hilfe von Mr. Nagaraj, früher Koordinator bei Change, konnte Pere im nahegelegenen renommierten College für Naturwissenschaften angemeldet werden. Die Studiengebühren von 18.000 Rupees/Jahr übernimmt die Stiftung. Das glückliche Ende dieser Geschichte ist, dass Pere’s Vater durch diesen Erfolg seines Sohnes die Augen geöffnet wurden und er jetzt seit ein paar Monaten schon ohne Alkohol auskommt, wieder arbeitet und für seine Familie sorgt.
Ja – viele von uns zusammen können dafür sorgen, dass es eine Änderung im Leben von Menschen gibt, eine Kehrtwende hin zum Guten!
Ausbildungsstipendien
Die Stiftung vergibt Förderung an Schüler und Studenten aus sozial benachteiligten Familien, die am Rand der Gesellschaft leben. Im Jahr 2013 wurden 598.000 Rs an 57 Studenten gezahlt, um diesen jungen Menschen eine höhere Ausbildung bzw. Studium zu ermöglichen. Einzig ein körperbehinderter junger Mann erhielt 2.500 Rupees als Existenzgrundlage zum Start in die Selbstständigkeit als Obstverkäufer.
In diesem Jahr stieg die Zahl der geförderten Studenten von 27 auf 57. Während im letzten Jahr noch 388.000 Rs ausgezahlt wurden, stieg dieser Betrag in 2013 um 53% auf 598.000 Rs.
Neben dieser Ausbildungsförderung kümmert sich die Stiftung um Müttergesellschaften – Pragati Women Society of Vanakuru village und Mahila Society of Gosala Village. Diese beiden Gesellschaften vergeben auch Stipendien auf Darlehensbasis: 39 Studenten erhielten 207.000 Rs im Jahr. Eine weitere Gesellschaft, die Mother Theresa Mahila Society, hat 26 Studenten mit 112.000 Rs im Jahr unterstützt.
Diese Geldmittel erneuern sich immer wieder, da die Familien vieler früherer Studenten freiwillig Geld an diese Fonds zahlen.
Hier sieht man Usha (auf dem Foto rechts, zusammen mit ihrer Schwester Sarojini und Barbara und Damian Posielek) in Vijayawada.
Usha aus Vijayawada
Usha (rechts) zusammen mit ihrer Schwester Sarojini und Barbara und Damian Posielek in Vijayawada.
Ich möchte gerne meine Erfahrungen und Verbundenheit mit Change und der Fam. Posielek Stiftung an alle weitergeben. Ich bin glücklich, dass ich meine Erfahrungen an andere Kinder weitergeben kann, damit sie im Leben vorankommen.
Ich komme aus einer armen Familie, habe eine ältere Schwester, Sarojini, und eine jüngere mit Namen Asha. Mein Vater, ein Alkoholiker, hat sich nie um die Familie gekümmert, meine Mutter hat als Selbstständige mit einem Karren Getränke auf der Straße verkauft und sich sehr um unser Wohl bemüht, auch darum, dass wir eine Ausbildung bekommen. Meine große Schwester ist 2003 mit der Schule fertig geworden, sie wollte gerne Krankenschwester werden, aber meine Mutter konnte nicht die Studiengebühren bezahlen und unsere Familie ist nicht berechtigt, einen für niedere Kasten reservierten Sonderausbildungsplatz zu bekommen.
Aber irgendwie hat es meine Mutter doch geschafft, dass Sarojini das 1. Ausbildungsjahr absolvieren konnte, dafür hat sie ein Darlehen mit überhöhtem Zinssatz aufgenommen. Leider wollte ihr niemand für das 2. Jahr weiter Geld leihen. Zu der Zeit haben wir Anto, den Vertrauensmann der Fam. Posielek Stiftung, bei Navajeevan getroffen. Zufällig war Joachim Posielek zu der Zeit gerade in Indien zu Besuch. Wir wurden ihm vorgestellt. Nachdem er unsere Geschichte gehört hatte, war er so nett, meiner Schwester Sarojini die weiteren 3 Jahre der Ausbildung zu fördern. Das war eine helfende Hand zur rechten Zeit, wie ein Zeichen göttlicher Gnade in Gestalt der Stiftung. Heute arbeitet meine Schwester im CARE Krankenhaus in Hyderabad und verdient 20.000 Rs im Monat.
Später hat die Stiftung mir geholfen, einen PC-Lehrgang zu machen und einen Abschluss zu erhalten. 2004 bin ich mit der staatlichen Schule fertig geworden. Ich wollte anschließend gerne Buchführung lernen, die ersten 2 Jahre hat meine Mutter es irgendwie geschafft zu bezahlen, aber dann konnte meine Familie mir das nicht weiter finanzieren, denn meine kleine Schwester Asha ging ja auch noch zur Schule und sollte einen guten Abschluss machen wie wir beide älteren auch. Da war Joachim Posielek glücklicherweise wieder zur Stelle und gab mir ein Stipendium über 50.000 Rs für meine Studien in Chennai. Ich habe jetzt einen Abschluss in Betriebsbuchhaltung und arbeite in Chennai bei Infosys als Leiterin einer Abteilung.
Dank der Stiftung sind meine Schwester und ich heute in guten Positionen im Arbeitsleben. Ich verdiene 50.000 Rs im Monat und kann meine Schwester Asha in der Ausbildung unterstützen. In Zukunft möchten wir gerne bedürftigen Studenten helfen, damit sie es im Leben weiter schaffen. Ja, wir wollen gerne zurückgeben, was wir erhalten haben. Ich möchte hier die Gelegenheit nutzen und Joachim und den Mitgliedern der Fam. Posielek Stiftung danken, Dank auch an die Change Foundation für ihre Förderung und Unterstützung!
Skills Training – Ausbildung in handwerklichen Fähigkeiten
Im Jahr 2013 haben insgesamt 158 Auszubildende an Trainings teilgenommen:
18 Kosmetik/Schönheitspflege
55 Schneiderhandwerk
77 Computerkurse
Der Kurs in Kosmetik/Schönheitspflege war ein Hit. Im ersten Kurs waren 5 Teilnehmer bereits vorher in einer Anstellung und verdienten 4.000 Rs/Monat, 3 waren selbstständig und verdienten durch ihren Service mit eigener Ausrüstung bei Besuchen in Familien, 1 Auszubildende startet gerade in die Selbstständigkeit im eigenen Schönheitssalon.
Das bewährte Angebot im Schneiderhandwerk befähigt gerade junge Mütter dazu, mit eigener Arbeit zusätzlich etwas für das Familieneinkommen zu verdienen, sie können es sich zeitlich einteilen, wann sie arbeiten. Daraus resultiert eine bessere Ernährung der Kinder, bessere Ausbildung und bessere Gesundheitsvorsorge. Mit Nähen und Änderungsschneiderei lässt sich heute gutes Geld verdienen. Das eigene Einkommen ermöglicht den Frauen auch, Geld zu verleihen und Zinsen dafür zu nehmen.
Die Computer-Kurse werden meist von Schülern und Studenten besucht, die diese Angebote als Ergänzung zu ihrer Ausbildung nutzen. Einige junge Frauen haben mit Abschluss des Kurses mit Zertifikat auch eine feste Anstellung in Firmen in Aussicht. 2 Frauen sind bereits fest eingestellt worden.
Wir sind zurzeit dabei, das Angebot dieser Computer-Kurse in weitere Dörfer zu verlagern, was im Sommer 2014 abgeschlossen sein sollte, so dass neue Interessenten die Möglichkeit zur Ausbildung erhalten werden.
M. Prameela
Ich bin Prameela. Mein Vater verließ unsere Familie, als ich noch sehr klein war. Meine Mutter arbeitet bei einer Organisation, die sich um Straßenkinder kümmert, und verdient ca. 5.000 Rs im Monat. Mit viel Mühe und Kraft hat sie es geschafft, dass ich bis zur 10. Klasse die Schule besuchen konnte, und zwar eine gute private Schule. Zeitweise erhielt ich auch von der Stiftung Unterstützung. Nach meinem sehr guten Schulabschluss hat die Stiftung mein Studium in Elektrotechnik mit Spezialisierung in Nachrichtentechnik an der Fachhochschule in Hyderabad gefördert, eine der besten Schulen in diesem Fachgebiet. Jetzt stehe ich kurz vor dem Abschluss und werde dann 6 Monate eine praktische Ausbildung haben, danach möchte ich direkt den Bachelor machen. Mein Ziel ist ein sehr guter Abschluss. Ich nutze hier die Möglichkeit, Joachim und den Mitgliedern der Fam. Posielek Stiftung zu danken, dass sie mich mit Hilfe der Change Foundation unterstützt haben.
Sultana Begum
Sultana Begum ist eine Ureinwohnerin von Yenamalakuduru, einem Dorf im Krishna-Distrikt. Sie arbeitete in einem Betrieb, wo Obst und Gemüse verpackt wurde. 2008 verlor sie bei einem Arbeitsunfall ihren rechten Arm. Durch eine Umschulungsmaßnahme besuchte sie dann einen Computer-Kurs von Navajeevan in Vijayawada. Und 2011 heiratete sie, aber schon nach wenigen Monaten gab es Probleme in der Ehe, ihr Ehemann misshandelte sie physisch und psychisch. Heute hat sie einen 3jährigen Sohn und lebt nun wieder bei ihren Eltern. Da sie früher in der Schule sehr gut war, hat sie ein Fernstudium aufgenommen, bei welchem sie von der Stiftung mit 2500 Rs unterstützt wird. Außerdem arbeitet sie nachmittags und abends als Nachhilfelehrerin und hilft dem Child Welfare Committee (Kinder-Fürsorge-Ausschuss) immer dienstags bei der Betreuung und Förderung von Kindern aus schwierigen Verhältnissen.
Zentren für Abendunterricht
Im Jahr 2013 gab es 7 Zentren, in denen abends Nachhilfeunterricht erteilt wurde, z.B. in: Vanakuru, Davulluru, Edupukallu, Godavarru, das sind Dörfer in der Nähe von Vijayawada.
Diese Zentren (Evening Tuition Centers = ETC) bieten 162 schulpflichtigen Kindern aus den schwierigsten Verhältnissen Betreuung und Unterstützung, die sie zu Hause bzw. den Eltern nicht erhalten würden.
Chandu
Chandu war einer der ersten Student die von der Fam. Posielek Stiftung gefördert wurden. Heute hat er einen Abschluss in Buchhaltung, verdient 120.000 Rupien im Monat und bekam eine Auszeichnung als „Winner of the CA Professional Achiever Award – 2012“.