2014 war ein gesegnetes Jahr: die Stiftung konnte sich mit ihren Aktivitäten von Vijayawada nach Hyderabad und Warangal, im neu gegründeten Staat Telangana, vergrößern.
Wir, die Verwalter, Kinder und Mitarbeiter von CHANGE nehmen hiermit die Gelegenheit wahr, den Sternsingern der Gemeinde Menschwerdung Christi in Nürnberg-Langwasser, dem Kindermissionswerk und den Mitgliedern der Familie Posielek Stiftung für ihre Unterstützung im Jahr 2014 von Herzen zu danken.
Ausbildungsstipendien
Im akademischen Jahr 2014-15 konnte die Stiftung an 44 Schüler und Studenten Stipendien vergeben. Hierin enthalten sind 15 „alte“ und 29 „neue“ Schüler und Studenten. Von den neuen Studenten kommen 12 aus Warangal und 17 aus Hyderabad in Telangana. Zu den neuen Studenten zählen 2 Medizinstudenten, 1 Technikstudent, 1 Maschinenbaustudent und 1 Pharmaziestudent. Die meisten neuen Schüler und Studenten sind Waisen bzw. Halbwaisen. Viele von ihnen sind von HIV/Aids betroffen und werden in Warangal von Karunalaya und in Hyderabad von Cheyutha betreut. An dieser Stelle danken wir Pfr. Jyothish und seinem Team von Karunalaya und Frau Priya und ihrem Team von Cheyutha, die diesen jungen Menschen engagierte und unkonventionelle Hilfe anbieten.
Frau Priya und ihr Team, deren Organisation sich „Cheyutha“ nennt, was soviel wie „helfende Hände“ heißt, kümmern sich mit Hilfe unserer Stiftung um 9 Kinder, die meisten Waisen durch AIDS. Die Kinder erhalten Unterstützung für ihre Ausbildung. Frau Priya wörtlich: „Vielen Dank für die Unterstützung durch die Stiftung. Wir konnten das Schulgeld für diese Schüler bezahlen, so können die Kinder mit Selbstachtung und ohne Hinderung lernen“.
Genauso verhält es sich auch mit den Kindern von Karunalaya in Warangal, 150 km entfernt von Hyderabad.
Frau Priya und ihre Frauen-Selbsthilfegruppe erreichen mit ihrer Arbeit Hunderte von Frauen, die HIV positiv sind, die meisten von ihnen infiziert durch ihre Ehemänner. Es ist bewegend zu wissen, dass Priya neben ihrer Tochter auch noch für ihre 2 behinderten Brüder und ihre betagte Mutter sorgt.
In ihrem Halbjahresbericht schreibt das Cheyutha-Team: „Die Aufgaben sind riesig, denn wir glauben, dass für einen wirklich stattfindenden Wandel sich jeder in unserer Gesellschaft seiner Verantwortung für die Änderung der Lebensbedingungen dieser hilfsbedürftigen Kinder bewusst werden muss. Mithilfe von Menschwerdung Christi und der Familie Posielek Stiftung konnte die Ausbildung dieser benachteiligten Kinder deutlich verbessert werden. Mit dieser großzügigen Tat beginnt für diese Kinder der Traum von Schule und College wahr zu werden.“
Außer den 44 Schülern und Studenten, die direkt von der Stiftung gefördert werden, geben auch Müttergesellschaften in Vijayawada, die von CHANGE begleitet werden, Stipendien an Bewerber. Die Müttergesellschaften sind in der Vergangenheit von Müttern gegründet worden, deren Kinder mit Stipendien der Stiftung unterstützt wurden. In diesem Jahr konnten die 3 Müttergesellschaften an über 70 Studenten Ausbildungsdarlehen mit Nominalzinssatz vergeben (Mutter Theresa-Gesellschaft unterstützt 23 Studenten mit 106.000 Rupees, Praghati-Gesellschaft fördert 35 Studenten mit 160.000 Rupees, Chiguru-Gesellschaft betreut 14 Studenten mit 86.000 Rupees).
Wie schon in früheren Berichten erläutert, haben die Müttergesellschaften aus den Rückzahlungen von Studenten, die früher von der Stiftung gefördert wurden, Umlaufkreditfonds gegründet. Das heißt, die Förderung durch die Familie Posielek Stiftung an Studenten, die von CHANGE betreut werden, endet nicht, wenn die jungen Menschen ihr Studium abschließen, sondern geht auch in Zukunft weiter.
An dieser Stelle möchten wir uns auch ganz herzlich bei Herrn Nagaraj, Herrn Rajkumar und Herrn Malleswara Rao bedanken, die sich unermüdlich in Vijayawada für CHANGE engagieren, neue Studenten sichten, aktuelle Studenten besuchen und begleiteten und den Müttergesellschaften bei ihren Bankgeschäften und Rechenschaftsberichten mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Im Laufe des Jahres wurden in 5 Dörfern (Vanukuru, Edupukalu, Gosala, Davulluru, Royuru und Godavaru) Nachhilfegruppen organisiert. In 7 verschiedenen Gruppen werden in den Dörfern nach Ende des Schultages über 150 Kinder betreut, die meisten sind Mädchen und stammen aus benachteiligten Dalit-Familien.
2014 konnten insgesamt 84 junge unverheiratete Frauen und junge Mütter in verschiedenen Handwerken qualifiziert werden: Kosmetik-Behandlung, Schneidern, Besticken und Bemalen von Sarees. Diese Qualifizierung hilft den Frauen, Geld für ihren Lebensunterhalt zu verdienen und für die Ausbildung ihrer Kinder.
Gesundheitsvorsorge
In Indien gibt es ein großes Problem mit Tuberkulose. Jeder fünfte Patient, der weltweit an Tuberkulose stirbt, ist Inder. Laut WHO ist die Tuberkulose eine der zehn häufigsten Todesursachen bei Kindern. Kindliche Tuberkulose macht zwischen 6-10 % aller Tuberkulosefälle weltweit aus, und in Indien sogar 40 %. Deshalb wird tuberkulose-infizierten Kindern wenig Priorität in nationalen Gesundheitsprogrammen eingeräumt. Viele Erkrankungen werden gar nicht erkannt. Im Erkrankungsfall wird die Heilbehandlung und Pflege oft nicht eingehalten. Akute Unterernährung und Behandlungsmüdigkeit machen das Überleben infizierter Kinder schwierig bzw. verhängnisvoll.
Die Familie Posielek Stiftung und CHANGE haben deshalb zusammen mit CHAI (Catholic Health Association of India = Katholische Gesundheitsorganisation von Indien) Nahrungsbaukästen für 61.000 Rupees (ca. 840 €) erworben und diese an 120 infizierte Kinder verteilt. Dazu wurden Schulungen der betroffenen Familien in 5 verschiedenen Dörfern durchgeführt und dann die Nahrungsergänzungsmittel verteilt (in Pregnapur, Sangareddy, Zaheerabad, Narayankhed und Medak).
Berichte von Auszubildenden und Studenten
Spandhana, Medizinstudentin, ist immer eine Inspiration für andere Studenten und deren Familien, die in Kontakt zur Stiftung sind. Dank an Familie von Entress für die Unterstützung dieser jungen Frau! Spandhana wird im März 2015 ihr Studium beenden und ins praktische Jahr wechseln.
Mudavath Krishna Nayak, studiert im 2. Jahr Medizin. Er gehört zur Volksgruppe der Lambada, einer als „scheduled tribe“ registrierten Volksgruppe von Ureinwohnern Indiens. Krishna ist körperbehindert, weil er als Baby Polio hatte. Seine Eltern sind Analphabeten und Tagelöhner. Er ist der Älteste von 4 Geschwistern. Zu Schulzeiten wurde er von CHAI unterstützt. Aufgrund seiner guten Schulnoten konnte er das Medizinstudium beginnen und wird nun von der Stiftung gefördert.
Gali Divya Priya ist Halbwaise aus Vijayawada und wird von der Stiftung im 2. Jahr ihres Fachhochschulstudiums in Technik unterstützt. Sie studiert sehr erfolgreich mit guten Noten. Ihr Vater starb vor Jahren, sie hat eine Schwester. Ihre Mutter Sujatha, die einzige Ernährerin der Familie, arbeitet als Sozialarbeiterin für Navajeevan und kümmert sich um Straßenkinder.
Bantumilli Durga ist ein 17jähriges Mädchen aus Vijayawada. Ihr Vater verließ die Familie als sie noch klein war. Auch ihre Mutter ist verstorben. So musste sie als Kinderarbeiterin in einem Haushalt arbeiten. Mit ihrer älteren Schwester Parvathi wurde sie von Navajeevan aufgenommen. Dort konnte sie ihre Schulausbildung mit sehr guten Noten im naturwissenschaftlichen Bereich beenden. Nachdem sie die in Indien übliche Aufnahmeprüfung für Studenten gemacht hat, konnte sie aufgrund ihres guten Abschneidens mit dem Studium für Pharmazie beginnen. Ihr Herzblut legt sie aber auch in den Kampf für die Rechte von Straßenkindern, speziell marginalisierten Mädchen, weil sie sich an ihre eigene Vergangenheit als Haushaltssklavin erinnert.
Karunakar ist ein 20jähriger junger Mann aus einem abgelegenen Dorf nahe Warangal im Staat Telangana mit einem gelähmten linken Bein. Seine Familie gehört zu den Unberührbaren und die Eltern arbeiten als Tagelöhner. Durch seinen Fleiß und Ehrgeiz hat Karunakar ein gutes Abitur gemacht. Nun studiert er Medizin. Die Stiftung fördert ihn zurzeit in seinem letzten Studienjahr.
Sangeetha Roy stammt aus Vijayawada. Ihre Eltern starben früh durch Krankheiten. Ihre Großmutter konnte sich nicht um sie kümmern, deshalb kam sie auf Betreiben ihrer Tante und des Kinderhilfekommitees des Krishna-Distrikts zu Navajeevan, wo sie Schutz und Hilfe fand. Zielstrebiges Lernen und Intelligenz bescherten ihr einen guten Schulabschluss und sie machte ohne Nachhilfe den Studieneingangstest mit einem guten Rang. Dank der persönlichen Unterstützung durch Brigitte Siewert-Posielek kann Sangeetha Pharmazie an einem renommierten College studieren. 2016 wird sie fertig sein und möchte anschließend den Master machen. Sie findet neben dem Studium immer Zeit, andere Kinder zu unterstützen und sie in ihren Rechten zu bestärken, so wie sie es von ihrem Vorbild und Mentor Fa. Koshy gelernt hat.
Qualifikation in Kosmetik und Schönheitspflege bringt Erwerbstätigkeit
Nachdem Karthikal, eine junge Mutter von einem 4jährigen Kind, ihre Qualifikation in Kosmetik beendet hat, konnte sie zu Hause ihren eigenen Schönheitssalon eröffnen. Mit dem Kosmetikkoffer in der Hand ist sie auch auswärts unterwegs. Damit verdient sie Extrakommen für den Familienunterhalt.
Auch Rahmatha, Mutter eines 10jährigen Kindes, arbeitet nach der Qualifizierung in einem Kosmetiksalon, ebenso Ambika, Varalakshmi, Yashoda und Sneha. Für Amala, eine junge Witwe und Mutter von 3 Kindern bedeutet der Verdienst als Kosmetikerin das Überleben als Familie.
Die jungen Mütter und unverheirateten jungen Frauen, die am Lehrgang für Schneidern und Saree-Bemalen teilnehmen, haben dadurch die Möglichkeit Geld zu verdienen, zum einen zu Hause in Heimarbeit bzw. als Auftragsarbeit oder in einer Kleiderfabrik. Es ist nicht der Mangel an Arbeitsmöglichkeiten sondern eher der Widerwille von Eltern und Respektspersonen, dass für die jungen Frauen die Suche nach einem Arbeitsplatz so schwierig ist.
Im Laufe des Jahres hat CHANGE Spenden von der Familie Posielek Stiftung, den Sternsingern und Mitgliedern der Pfarrei Menschwerdung Christi Nürnberg erhalten.
Ohne diese Gelder hätte CHANGE nicht so viele Studenten, junge Frauen und Mütter unterstützen können. Dank dieser Förderung haben viele von ihnen einen lebenswerten Alltag. Die Ausbildung hat ihre Selbstachtung gesteigert und bestärkt sie auf ihrem Lebensweg, so dass sie mit einem Lächeln in die Zukunft schauen können. Sie haben es mit den Spenden möglich gemacht!